Sagenwelt: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 27. März 2019, 20:12 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Von Mund zu Munde geht der Ahnen Wort! Es lebt in ihren Sagen in uns fort, nimmt Wesen an und Formen überirdischer Gestalten, hat uns manch bösen Dämon - manch guten Geist erhalten. Drum raunt und flüstert`s in allen Zweigen zur Nacht – oder wenn die Nebel steigen. Alsdann wird das Völkchen wach, Gnomen und Elfen steh`n bereit, Schätze funkeln allgemach. - Des Berggeists Stimme mahnt und schreit. Lebt auch in unsrer „Zeit“ ein andrer „Geist“ der völlig neue Bahnen, - neue Wege weist, so lasset uns in der Tat - trotz allem – nicht schämen dessen - das „hohe Lied der Heimat“ - unsrer Ahnen nicht vergessen!
Quelle:M. A. Reinhold „Was erzählt man sich im östlichen Erzgebirge – Sagen, Legenden und anderes“ Heimat-Verlag Schmiedeberg 1935
Wie die Stadt zu ihrem Namen kam
Um die Zeit des Faustrechtes besaßen eine Anzahl Raubritter gemeinschaftlich im Erzgebirge einige Burgen.
Auf der Burg zu Frauenstein wohnten ihre Frauen, auf der Rechenberger - hielten sie bei Teilung ihres Raubes Abrechnung,
die Purschensteiner behergergte ihre Knechte (Burschen, Purschen) und Pfaffroda war der Sitz ihrer Pfaffen (Geistlichen).
Nach einer Darstellung auf dem alten Stadtwappen, einer am Felsen stehenden, einen dreizweigigen Ast tragenden Frau,
stand die Stadt früher unter dem felsigen Schlossberge und wurde von der Priesterin und jüngsten Tochter des böhmischen Häuptlings
Krok, der nachmaligen Königin Libussa, gegründet.
Neuere Siegel wiederum zeigen die Frau mit nacktem rechten Bein zwischen zwei Felsen,
damit die Lage Frauensteins zwischen Schloss- und Sandberg bezeichnend oder sie stellen eine zwischen den Bergen hevorspringende Frau dar,
deren rechter Fuß im Boden haftet. Diese letzte Darstellung bringt gleichzeitig zum Ausdruck,
dass Frauenstein ehemals reiche Einkünfte durch Bergbau zuflossen.
(Nach Bahn und Meiche.)
Das Buttertöpfchen
Wandert man auf der Straße von Frauenstein in Richtung Freiberg,
so findet man zwischen ertserem und dem nächsten Orte Burkersdorf links nahe der Straße und des „Hohenbusches“ einen
Felsenzahn aus freiem Felde aufragen, das „Buttertöpfchen“ genannt.
Hier sollen die Hussiten zum Gedächtnis an ihren schreckenvollen Besuch in die Seitenwand des Felsens die Form eines Kelches eingegraben haben.
Im Volksmund bezeichnet man die entweder ungeschickt ausgeführte oder im Laufe der Zeit verwitterte Figur als Buttertopf.
Nach einer anderen Sage sollen dereinst zwei Burschen Butter von Burkersdorf nach Frauenstein getragen haben und in der Nähe des Felsens in Streit geraten sein.
Dabei warf der eine dem anderen den Buttertopf so heftig an den Kopf, dass der Getroffene tot zusammenbrach.
Man hielt die Erinnerung an den Ort der Freveltat durch die Benennung des Felsens mit dem Namen „Buttertopf“ fest.
(Nach Bahn und Meiche)
Das Ende der Burg - Warum Bösewicht spuken müssen
Um das Jahr 1438 war die Burg Frauenstein einem Ritter, Dietrich von Vitzhum mit Namen, anvertraut. Doch anstatt für Ruhe und Ordnung zu sorgen, machte er der Überlieferung nach mit Raubrittern aus der Umgebung gemeinsame Sache und fügte insbesondere den Kaufleute viel Schaden zu. Schließlich sandte Kurfürst Friedrich der Sanftmütige eine Abordnung nach Frauenstein, um den Ritter aufzufordern, mit dem Treiben aufzuhören. Aber die Abordnung wurde nicht in die Burg eingelassen, vielmehr sauste anstelle einer Begrüßung ein Armbrustpfeil dicht am Ohr des Herolds vorbei. Zudem erscholl aus der Burg nur höhnisches Lachen. Unverrichteter Dinge zogen die Gesandten wieder von dannen. Bevor sie heimwärts ritten, hefteten sie aber noch eine Vorladung Dietrichs an das Burgtor. Doch auch diese blieb ohne Wirkung. Der Kurfürst war über die Widersetzlichkeit des Ritters erzürnt und rief alsbald die Bürger der benachbarten Städte zum Zug gegen die Burg Frauenstein auf. Da die Aufforderung zur Übergabe der Burg ohne Antwort blieb, wurde begonnen, die Burg zu erstürmen. Alsbald entbrannte ein heftiger Kampf, der lange unentschieden blieb. Doch plötzlich stiegen auf der Burg dichte Rauchwolken in den Himmel. Da wurde auf ein Zeichen hin die Burg gleichzeitig von allen Seiten her berannt und in kurzer Zeit von den kurfürstlichen Mannen erstürmt. Innerhalb der Burg entbrannte nun ein Kampf Mann gegen Mann, in dessen Verlauf auch Ritter Dietrich von Vitzhum niedergestoßen wurde. Man schleppte den Verwundeten fort, und der Rest der Besatzung ergab sich daraufhin auf Gnade und Ungnade. Nach drei Tagen wurde Dietrich von Vitzhum zur Richtstätte gebracht, wo der Spruch des Gerichtes mit dem Schwert an ihm vollzogen wurde. Die Burg wurde daraufhin so weit zerstört, dass sie nicht mehr wehrtauglich war und Räubern keinen Schlupfwinkel bieten konnte. Der Ritter soll jedoch wegen seiner vielen schlimmen Taten im Grab keine Ruhe finden. Vielmehr soll sein Geist von Zeit zu Zeit in der Burgruine umgehen.
FP am 11.3.2019 Dietmar Werner