Königin Luise von Preußen
Briefe der Königin Luise von Preußen an ihren Vater, den Herzog von Mecklenburg
Memel, 17.6.1807
… Durch die unglückliche Schlacht von Friedland kam Königsberg in französische Hände. Wir sind vom Feinde gedrängt, und wenn die Gefahr nur etwas näher rückt, so bin ich in die Notwendigkeit versetzt, mit meinen Kindern Memel zu verlassen. Der König wird sich wieder mit dem Kaiser (Alexander von Rußland) vereinigen … Gott wird mir helfen, den Augenblick zu bestehen, wo ich über die Grenzen des Reiches muß. Da wird es Kraft erfordern; aber ich richte meinen Blick gen Himmel, von wo alles Gute und Böse kommt, und mein fester Glaube ist, er schickt nicht mehr, als wir tragen können. … Ich ertrage alles mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit, die nur Ruhe des Gewissens, reine Zuversicht geben kann. … Gott schenke jedem Guten den Frieden in seiner Brust, und er wird noch immer Ursach zur Freude haben. … Sie innig liebende Tochter Luise.
Frühling, 1808
Bester Vater! … Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. - Das siehet niemand klarer ein als der König. … Auch das Beste und Überlegteste mißlingt, und der französische Kaiser ist wenigstens schlauer und listiger. Wenn die Russen und die Preußen tapfer wie die Löwen gefochten hatten, mußten wir, wenn auch nicht besiegt, doch das Feld räumen, und der Feind blieb im Vorteil. Von ihm können wir vieles lernen, und es wird nicht verloren sein, was er getan und ausgerichtet hat. … Aber es kann nur gut werden in der Welt durch die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser Napoleon Bonaparte fest und sicher auf seinem jetzt freilich glänzenden Throne ist. Fest und ruhig ist nur allein Wahrheit und Gerechtigkeit, und er ist nur politisch, das heißt klug, und er richtet sich nicht nach ewigen Gesetzen, sondern nach Umständen, wie sie nun eben sind. Dabei befleckt er seine Regierung mit vielen Ungerechtigkeiten. Er meint es nicht redlich mit der guten Sache und mit den Menschen. Er und sein ungemessener Ehrgeiz meint nur sich selbst und sein persönliches Interesse. Man muß ihn mehr bewundern, als man ihn lieben kann. Er ist von seinem Glück geblendet, und er meint, alles zu vermögen. Dabei ist er ohne alle Mäßigung, und wer nicht Maß halten kann, verliert das Gleichgewicht und fällt. Ich glaube fest an Gott, also auch an eine sittliche Weltordnung. … Aber ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. …. Der König, der beste Mensch, ist gütiger und liebevoller als je. … Ihre dankbare Tochter Luise “
P.S.: Das Ende der Königin Luise - 19.7.1810 (geboren 10.3.1776)
Die Anfälle kehrten mit erneuter Heftigkeit wieder. Das Atmen wurde ihr schwerer und schwerer. “ Luft! Luft! “ seufzte sie. Schon breitete der Tod seine Fittiche um sie aus. Zehn Minuten vor neun Uhr vormittags tat die Königin ihre Augen noch einmal auf, blickte nach oben und sprach:
“ Herr Jesu, mach es kurz! “ Bald darauf verschied sie. Der König hielt ihre Hand in der seinen; er war wie vernichtet. Dann raffte er sich auf, um seiner Luise die Augen zuzudrücken, “ die Sterne, die ihm auf dunkler Bahn so treu geleuchtet! “ … Einen Rosenzweig mit drei Knospen legte er ihr auf die Brust, indem er der drei jüngsten Kinder gedachte, die in Berlin geblieben waren. Prinz Wilhelm wand aus Eichenlaub und Rosen und legte ihn auf die bleiche Stirn seiner Mutter. Noch heute wird dieser Kranz in Hohen - Zieritz aufbewahrt.